„An sich selbst glauben ist ein Mittel zum Wachsen. Denn der Mensch wird, was er glaubt.
Wenn ich mir dauernd vorsage, ich könnte dies oder jenes nicht, dann werde ich in der Tat unfähig dazu.
Wenn ich dagegen fest glaube, ich werde es können, dann bekomme ich sicher die Fähigkeit dazu, selbst, wenn ich sie anfangs nicht hatte.“ (Mahatma Gandhi)
Konzentation ist ein gesteigerter Zustand geistiger Wachheit und ein aktiver Steuerungsprozess. Eine der Grundlagen ist die Fähigkeit seine Aufmerksamkeit willkürlich steuern zu können. Konzentration ist keine angeborene Kompetenz sondern Ergebnis jahrelanger Reifungs- und Lernprozesse. Bis zum 10.Lebensjahr lernen die meisten Kinder ganz von allein aufmerksam zu sein und sich immer länger gezielt auf ein Thema zu konzentrieren. Das freie Spiel ist dabei von unschätzbarem Wert. In Ruhe und innerer Versenkung spielende Kinder machen zum ersten Mal die Erfahrung, dass es sich lohnt mit allen Sinnen über längere Zeit bei einer Sache, einem Thema, einer Beschäftigung zu bleiben, „bei sich“ zu bleiben. Kinder die dies nicht schaffen, oder durch Verhalten Erwachsener daran gehindert werden, haben das Problem sich nicht zielgerichtet anstrengen und Anstrengung nicht durchzuhalten zu können.
Störungen im Konzentrationsverhalten sind Folge von Fehlerziehung, schädigenden Umwelteinflüssen, Über- oder Unterforderung und Störungen des emotionalen Gleichgewichts.
Mein besonderes Augenmerk gilt besonders begabten Kindern, die als solche nicht erkannt sind und in Folge dessen nicht genug Lern- und Entwicklungsanreize erhalten, sich langweilen und dann zu auffälligem und störendem Verhalten neigen. Diese Kinder, die sich immer als „anders“ im Vergleich zur Altersgruppe empfinden, werden verkannt und bestraft für die Tatsache, das ihr eigentliches Potenzial nicht erkannt wird.
Störendes Verhalten und Verhaltensauffälligkeit bezeichnet Verhalten das abweicht von demjenigen Anderer, die in gleichen oder ähnlichen Situationen und Altersgruppen sind. Was „normal“ und was „auffällig“ ist, wird bestimmt durch den Blickwinkel des Betrachters und von kulturellen und gesellschaftlichen Begebenheiten. Verhalten Kinder und Jugendliche sich anders als erwartet, so wollen sie aufmerksam machen auf Ängste und Probleme. Unangenehmes soll Beiseite geschoben werden und Aufmerksamkeit sowie Zuwendung erzwungen werden. Dies geschieht oft über selbstschädigendes, zerstörerisches Verhalten, über altersunangemessenes Trotzverhalten, über Lügen und Stehlen. Selbstunsicherheit und Überängstlichkeit sollen damit zugedeckt werden.
In Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsproblemen ist eine Diagnose zur Zeit permanent in aller Munde: AD(H)S = Aufmerksamkeitsdefizit mit oder ohne Hyperaktivität.
Es ist auf Grund vielfältiger Forschungen eindeutig ein chemisches (Dopamin) und neuronales Defizit in der Signalübermittlung im Frontalgehirn. Schon 1845 wurde von dem Frankfurter Nervenarzt Dr. Hoffmann dieses Syndrom beschrieben und literarisch im „Zappelphillip“ verarbeitet.
Wie die betroffenen Kinder heute damit umgehen und es für sich in den Griff bekommen, hängt nicht zuletzt auch vom Lebensumfeld ab und davon, ob Verhaltensweisen verstärkt oder abgeschwächt werden.
Um bei Konzentrationsproblemen, folgendem Störverhalten und mangelhafter Impulskontrolle helfen zu können, darf nicht allein eine Medikamentengabe von Methylphenidaten erfolgen. Begleitende intensive Elternberatung- und Erziehungsbegleitung sowie verahltensmodifizierende Maßnahmen sind unerlässlich. Überaus wichtig ist es, das das Kind/ der Jugendliche Konzentrations- und Entspannungstechniken erlent. Positivveränderungen erfolgen nur, wenn das Kind lernt sein Verhalten zu regulieren, sich Aufgaben strukturierter und planvoller zu nähern, sich selbst positiver zu sehen, damit Versagensängste reduziert und problematische Verhaltensweisen aufgegeben werden können.
Damit Kinder dauerhaft ihre Schwierigkeiten überwinden und bewältigen, muss die Vermittlung elementaren Basiswissens über ihr Handycap stattfinden und damit eine einvernehmliche Problemsicht hergestellt werden. Die Vermittlung von dem Alter und Entwicklungsstand angemessen Wissens über die Aufmerksamkeitsstörung ist unabdingbar um die Zusammenarbeit mit dem Kind herbeizuführen. Ein betroffenes Kind/Jugendlicher muss lernen wann die Aufmerksamkeit gestört ist und wie es sich durch eigene Anstrengung wieder zur Ausdauer und zu altersentsprechenden Problemlösestrategien findet.
Hier helfen sogenannte Basistrainings mit: genauem Lesen und Wiedergeben von Texten, genauem Zuhören, systhematischen Bildbeschreibungen, Richtungshören und Zuordnungsaufgaben. Mit dem Kind vereinbarte Belohnungssystheme und Selbstinstruktionstraining sind weitere Methoden.
Überlegtes Vorgehen aber soll das Kind vor allem im Alltag praktizieren, woran erkennbar wird, wie wichtig die Mitarbeit der Eltern, des Familiensysthems ist.
Sogenannte funktionelle Trainingsprogramme sind ein weiterer Baustein des komplexen Hilfsangebotes. Auch hiermit wird am Aufgabenverständnis, der Ausdauer und neuen Problemlösestrategien gearbeitet.
Solche Programme sind unter anderem Marburger Konzentrationstraining, graphomotorische Übungen, visuell-visomotorische Förderung mit dem Frostig-Programm und Trainings nach Lauth-Schlottke und Petermann und Petermann. Dauerhafter Erfolg zeigt sich nur, wenn die Kinder im Dialog und Austausch lernen Einsicht in ihre ganz persönliche Thematik und Situation zu gewinnen und Schlussfolgerungen für sich zu ziehen. (Selbstinstruktion und Selbstkontrolle).